
Von Misé zu Piges – ein Dorf mit Geschichte
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Wenn wir über unsere kleine Farm in Piges erzählen, geht es meistens um Granatäpfel, Sonne und Zukunftspläne. Aber manchmal lohnt sich auch ein Blick zurück. Denn das Land, auf dem heute unsere Bäume stehen, war nicht immer das, was es heute ist – und auch das Dorf Piges hieß früher ganz anders.
Früher: Das Dorf Misé
Piges – das bedeutet auf Griechisch „Quellen“. Ein Name, der gut passt. Denn hier entspringt vieles: Wasser, Leben, Ideen. Aber das war nicht immer der Name dieses Ortes. Früher – in osmanischer Zeit – hieß das Dorf Misé (Μισέ).
Damals lebten hier Menschen verschiedenster Herkunft: Griechen, Türken, Slawen. Die Region war lange unter osmanischer Herrschaft, bis sie Anfang des 20. Jahrhunderts Teil des heutigen Griechenlands wurde. Mit den Balkankriegen, dem Ersten Weltkrieg und dem großen Bevölkerungsaustausch 1923 veränderte sich vieles. Menschen mussten ihre Heimat verlassen, andere kamen neu dazu – darunter auch viele griechisch-orthodoxe Familien aus Kleinasien.
Diese Umsiedlungen waren Teil des sogenannten Bevölkerungsaustauschs zwischen Griechenland und der Türkei, der 1923 im Vertrag von Lausanne offiziell beschlossen wurde. Rund 1,5 Millionen orthodoxe Christen aus der Türkei wurden nach Griechenland gebracht, während etwa 500.000 Muslime aus Griechenland in die Türkei übersiedeln mussten.
Mit diesem Wandel veränderte sich nicht nur die Zusammensetzung der Bevölkerung – auch das Ortsbild vieler Dörfer wurde grundlegend geprägt. In zahlreichen Regionen Nordgriechenlands, darunter auch in der Umgebung von Drama, wurden Moscheen, Minarette und muslimische Friedhöfe nach dem Abzug der muslimischen Bevölkerung abgerissen, dem Verfall überlassen oder umgenutzt.
Zugleich wurden Häuser und landwirtschaftliche Flächen staatlich übernommen und an die ankommenden Flüchtlingsfamilien aus Kleinasien verteilt. Aus der kulturellen und religiösen Vielfalt der osmanischen Zeit wurde innerhalb weniger Jahre eine neue, stärker griechisch geprägte Dorfgemeinschaft.
1928: Ein neuer Name
Im Jahr 1928 wurde aus Misé offiziell Piges – zu Deutsch: „Quellen“. Die Namensänderung von Misé zu Piges im Jahr 1928 war Teil dieses Wandels: ein symbolischer Schnitt mit der Vergangenheit – und der Versuch, den neuen Anfang auch sichtbar zu machen. Der neue Name sollte den Wandel zeigen – weg von osmanischen Einflüssen, hin zur griechischen Identität. Geblieben ist die Landschaft: das klare Wasser, die fruchtbaren Böden, die Ruhe.
Heute: Zwischen Tradition und Geschmack
Seit einiger Zeit kümmern wir uns hier um rund 180 Granatapfelbäume. Vieles machen wir noch von Hand – und manches ganz bewusst langsam. Die Früchte verarbeiten wir zu Direktsaft, der den Geschmack dieser Region so pur transportiert, wie wir es sonst nur direkt vom Baum kennen.
Hier geht’s zu unseren Säften – kaltgepresst, naturbelassen und ohne Zusätze.
Und ja – die Natur hier ist wirklich einmalig. Der Blick auf die Hügel, das Licht am frühen Morgen, die Stille. Vielleicht ist es doch ein Postkartenidyll – nur eben eines ohne Filter.
Vergangenheit trifft Zukunft
Wir wussten lange selbst nicht, dass unser Dorf mal anders hieß. Aber als wir es herausgefunden haben, hat sich das irgendwie… rund angefühlt. Weil es zeigt: Jeder Ort hat seine Geschichte. Und jeder Mensch, der hier lebt, schreibt ein kleines Stück davon weiter.
Mit „Kokkino“ möchten wir genau das tun – die Geschichte weitertragen, aber auf unsere Weise. Mit Produkten, die ehrlich sind. Mit Begegnungen, die bleiben. Und mit einem Ort, der nicht perfekt sein muss, um besonders zu sein.
Wenn du mal in der Nähe bist – komm vorbei. Vielleicht erzählen wir dir die Geschichte von Piges bei einem Glas Granatapfelsaft. Und du spürst selbst, warum es sich hier so gut atmen lässt.
Viele Grüße aus Piges
Maria & Philipp