Ochi-Tag – Ein stolzes „Nein“ und ein Tag voller Musik, Gemeinschaft & Geschichte
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Heute, am 28. Oktober, feiern wir in ganz Griechenland den Ochi-Tag – einen Tag, der tief in der Geschichte verwurzelt ist und bis heute eine starke Botschaft trägt: Nein zu Faschismus, Nein zu Unterdrückung.
Er erinnert an das Jahr 1940, als der damalige Premierminister Ioannis Metaxas auf das Ultimatum der italienischen Faschisten mit einem einzigen Wort antwortete: „Ochi!“ – Nein. Italien verlangte damals freien Zugang für seine Truppen, um Griechenland zu besetzen. Doch Metaxas lehnte ab – und nur Stunden später griff Italien das Land an. Wenig später marschierten auch die deutschen Truppen ein, und Griechenland wurde von der nationalsozialistischen Besatzung schwer getroffen. Trotzdem blieb der Geist des Widerstands lebendig.
Der Ochi-Tag steht deshalb bis heute für den Mut eines kleinen Landes, das sich weigerte, sich einer faschistischen Großmacht zu beugen – und für den Glauben daran, dass Freiheit und Würde wichtiger sind als Angst oder Macht. Gerade heute, in Zeiten, in denen Nationalismus und Gewalt vielerorts wieder lauter werden, erinnert uns dieser Tag daran, wie wichtig Haltung und Menschlichkeit sind.
Ein Tag voller Musik in Piges
Schon früh am Morgen hallten bei uns in Piges die ersten Klänge durch das Dorf – über die Lautsprecher läuft den ganzen Tag Pontos-Musik, diese stolze, manchmal melancholische Musik, die einem direkt unter die Haut geht. Sie begleitet den Tag – beim Kaffee am Morgen, bei der Arbeit im Garten und selbst bis hinüber zur Farm. Es fühlt sich an, als würde das ganze Dorf im Rhythmus dieser Musik atmen.
Und überall wehen die griechischen Flaggen. Fast jedes Haus ist geschmückt – blau-weiße Fahnen an Balkonen, Fenstern oder auf den Dächern. Sogar an den alten Steinhäusern flattern sie im Wind. Dieses Meer aus Blau und Weiß verleiht dem Dorf heute eine ganz besondere Stimmung – voller Stolz, Erinnerung und Gemeinschaft.
Heute waren wir auch kurz bei unserem Nachbarn Christos. Er hat uns viel über die damalige Zeit erzählt – über die Jahre der Besatzung und wie das Leben hier im Dorf damals war. Es ist beeindruckend, wie lebendig diese Erinnerungen noch sind. Mehr dazu erzählen wir in einem der nächsten Blogbeiträge.

Natalie bei der Parade
Heute war auch für Natalie - das einzige Kind im Dorf - ein besonderer Tag. Sie ist mit ihrer Schule in Prosotsani bei der Parade mitgelaufen – stolz in ihrer Tracht und mit der griechischen Flagge in der Hand. Schon Tage vorher war sie aufgeregt und hat sich vorbereitet. Als sie heute Morgen losgefahren ist, hat man im Dorf kurz innegehalten – es ist ja nicht oft, dass jemand aus Piges bei so einem Ereignis dabei ist.

Was dieser Tag den Menschen bedeutet
Der Ochi-Tag ist für viele Griechen nicht nur ein historisches Datum, sondern eine Erinnerung daran, dass Mut oft im Kleinen beginnt – mit einem einfachen „Nein“, wenn etwas nicht richtig ist. Er steht für Zusammenhalt, Würde und den Glauben daran, dass Freiheit niemals selbstverständlich ist.
Hier in Piges spürt man das jedes Jahr aufs Neue. Zwischen Musik, Flaggen, Gesprächen und dieser besonderen Stimmung wird der Tag zu etwas ganz Eigenem – ruhig, festlich und voller Leben.
Ein Tag des Stolzes – und ein bisschen Blaugold im Herzen 💙
Während die Musik weiter durch die Straßen klingt und die Tavernen sich langsam füllen, gönnen wir uns später vielleicht ein Glas Granatapfelsaft, ein Stück Brot mit Elasion Olivenöl – und einfach den Moment. Denn auch das ist Ochi-Tag: innehalten, zuhören, erinnern – und das Leben feiern.
Viele Grüße aus Piges
Maria & Philipp